fenske

Königinmutter

In Fernsehen on 25. Januar 2009 at 14:12

Ja, auch ich habe mir „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ angesehen. Irgendwie erfüllt diese Sendung ja doch das Bedürfnis des Allerweltsmenschen, erleben zu dürfen, wie so genannte „Prominente“ wieder auf Normalmaß reduziert werden. Der zweiwöchige Aufenthalt im australischen Dschungel samt Ekelprüfungen, Lagerkoller und permanentem Hungergefühl führt eben dazu, dass selbst die größten Schauspieler ihre Masken fallen lassen, so dass ihr wahrer Charakter hervorbricht.

Dass sich mit Ingrid van Bergen die Dschungel-Oma die Krone aufsetzen durfte, war doch irgendwie logisch. Wer hätte den Titel denn sonst verdient gehabt? Hier sind neun Gründe, warum das Dschungelcamp nur so und nicht anders ausgehen konnte:

1. Hakim Michael Meziani konnte es nicht werden. In der Dschungel-Peepshow reicht es nicht, sich einfach nur auf den Drehteller zu legen. Erst recht nicht, wenn man als Schauspieler nur eine ziemlich knappe Vita mit monothematischem Inhalt (Daily Soap) vorweisen kann. Keine Action, keine Sympathiepunkte. Und weg war er.

2. Peter Kielbassa konnte es nicht werden. Er war nur so lange gut fürs Camp, wie die Zuschauer ihn in die Dschungelprüfungen wählen konnten. Dem „Dschungel-Bond“ dabei zuzusehen, wie er seine Auftritte bei den Ekeltests vergeigte und das Ganze anschließend im Camp dann auch noch als Triumph verkaufte, das hatte Comedyformat. Doch als das Fernsehvolk nicht mehr die Macht über die Dschungelprüfungen hatte, war Schluss mit lustig. Und damit auch Schluss für 000. Ein Dank übrigens an RTL für die Federnmaske, mit der Bond in seiner zweiten Dschungelprüfung geschmückt wurde. Selten so gelacht.

3. Norbert Schramm konnte es nicht werden. Nett und freundlich war er ja, der einstige Kringeldreher. Doch auf dem Dschungelparkett bewegte er sich so unauffällig, dass das Kampfgericht vor der Glotze einfach keine hohen Wertungen ziehen mochte. Die technischen Schwierigkeiten bei der Dschungelprüfung mögen nicht gering gewesen sein, am künstlerischen Ausdruck mangelte es jedoch permanent. Wer weiß, ob der jahrzehntelange Aufenthalt auf den Eisbahnen der Welt nicht Auswirkungen auf das emotionale Zentrum des Gehirns hatte?

4. Christina Lugner konnte es nicht werden. „Mausi“ entwickelte trotz entsprechender Vorschusslorbeeren längst nicht das Zicken- und Eitelkeits-Potential, dass die Zuschauer gebraucht hätten, um ihr den für mitteldeutsche Spaß-Gehirnzonen unverständlichen österreichischen Humor verzeihen zu können. Schade eigentlich, denn sonst hätte sie vielleicht zur Völkerverständigung beitragen können – also, dass Deutsche verstehen, was Österreicher wollen und umgekehrt. Oder wissen Sie, was eine Gleichenfeier ist? Oder ein Paradeiser? Oder eine Gelse?

5. Günther Kaufmann konnte es nicht werden. Er nutzte zwar die Dschungel-Diät, um zwölf Kilo leichter zu werden und auch noch seine Medikamente absetzen zu können. Leider ist aber sein Motto „Schlank durch Bewegungslosigkeit“ auf die Dauer nicht angekommen. Wenn er als „schrecklicher Sven“ in Bully Herbigs Verfilmung von „Wickie und die starken Männer“ genauso aktiv ist, wird der Streifen ein Mega-Flop.

6. Julia Anna Maria Siegel konnte es nicht werden. Der selbsternannte einzige Teamplayer des Dschungelcamps hielt nur solange durch, weil die vorher herausgewählten Mitstreiter zu farblos waren. Die Königin der Phobien, die zu ihren unzähligen körperlichen Leiden auch noch von einer aus dem Ruder gelaufenen Selbstwahrnehmung befallen worden war, diente als „Stimmungsmacher“, weil jedes Camp eine Zicke braucht. Weil ihr ob der Quengeligkeit jedoch die Souveränität einer Désirée Nick abging, konnte nur einer der vier Sympathieträger auf den Thron kommen. Für Frau Legeis war da kein Platz.

7. Gundis Zámbó konnte es nicht werden. Die zweite Österreicherin im Ekelstall sammelte zwar Sympathiepunkte durch ihren Kampf gegen Frau Siegel, doch hatte sie vorher bereits ihr Pulver an Sexbeichten und sonstigen Lebenspeinlichkeiten verschossen. Also blieb nicht mehr genug Farbe, um sich gegen einen Quotenmann, eine Quotenseniorin und ein Quoten-Übergangswesen durchzusetzen.

8. Nico Schwanz konnte es nicht werden. Die Lebensläufe von Frau van Bergen und Frau/Herr Woodard waren eine derart mächtige Konkurrenz, dass den thüringische Friseur auch sein „Womanizer“-Charme und der putzige Umgang mit der deutschen Sprache nicht mehr vor der Camp-Pleite retten konnten. Immerhin: Im Friseursalon könnte es jetzt wieder etwas voller werden als zuletzt.

9. Lorenzo Woodard konnte es nicht werden. Lorielle kämpfte zwar mit Erfolg gegen Würgereiz und männliche Rest-Anhängsel. Aber gegen den rauen Charme und die Vita der neuen Dschungelkönigin war die Wandlung von der Society-Tucke zur sich halbwegs weiblich benehmenden Sympathieträgerin zu wenig. Kleiner Trost: Das Übergangswesen Lorielle scheint den Weg zur Frau nun gefunden zu haben – und in Gundis auch eine Freundin. Mal sehen, ob das beides anhält.

Jetzt ist also wieder mindestens ein Jahr Pause. Die Kritiker, die das Format als „Trash“ bezeichnen, können sich abkühlen. Die Teilnehmer können wieder normales Essen zu sich nehmen. Und RTL kann sich auf der „Müllkippe der Stars“ nach neuen Quasi-Prominenten umsehen, um die Feldbetten bei Murwillumbah wieder voll zu kriegen.

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